Junge Welt 24.03.2009 / Schwerpunkt / Seite 3
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Hintergrund: Hilfe für Pristina
Kurz vor dem zehnten Jahrestag des NATO-Überfalls auf Jugoslawien hat das
Auswärtige Amt mit der Schulung von »Diplomaten« des illegalen Sezessionsregimes
in Kosovo begonnen. Der erste »Lehrgang« ist am vergangenen Freitag in Berlin
beendet worden. Erfahrene deutsche Diplomaten schulten zwölf Mitarbeiter des
Pristinaer »Außenministeriums«. Das berichtete das Internetportal
german-foreign-policy.com am Montag. Den Mitarbeitern, die als »Diplomaten«
auftreten, wurden demnach in der deutschen Hauptstadt verschiedene
Grundkenntnisse und Fähigkeiten vermittelt: Informationen über wichtige Themen
der internationalen Politik, aber auch Techniken der Verhandlungsführung, der
Rhetorik und des Umgangs mit den Medien. Dies solle »beim Aufbau des
diplomatischen Dienstes Kosovos helfen«, heißt es in Berlin über das Projekt,
das einen weiteren Schritt zur Festigung der kosovarischen Sezessionsstrukturen
darstellt.
Mit dem »mehrwöchigen Diplomatenlehrgang« setzt die Bundesregierung ihre
Bemühungen fort, die prowestlichen Statthalter, die durch den Krieg 1999 an die
Macht gebracht worden sind, mit staatlichen Strukturen auszustatten und damit
ihre Sezession von Belgrad unumkehrbar zu machen. Nach wie vor hat nur eine
klare Minderheit von 56 UN-Mitgliedern die Abspaltung des Kosovo anerkannt –
trotz massiver deutsch-amerikanischer Bemühungen.
Berlin und Washington erhöhen den diplomatischen Druck auf Belgrad, den
Widerstand gegen die Abspaltung aufzugeben. Das deutsch-amerikanische George C.
Marshall European Center for Security Studies hält in diesen Tagen eine
regionale Polizeikonferenz ab, zu der fast alle Staaten Südosteuropas geladen
sind – inklusive Serbien.Tagungsort ist Pristina, Mitveranstalter sind die
dortige US-Botschaft und das kosovarische »Innenministerium«. Der impliziten
Aufforderung an Belgrad, Pristinas »Staatlichkeit« anzuerkennen, folgt offene
Erpressung: Berichten zufolge will Washington dringend benötigten IWF-Krediten
für Serbien nur zustimmen, wenn dessen Regierung den illegalen Status ihrer
Südprovinz akzeptiert.