In Pakistan nehmen die
Proteste gegen die Drohnenangriffe zu, so
hier am 2. Januar in Karatschi
Foto: AP
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Nach den US-amerikanischen Drohnen-Angriffen vom Mittwoch
auf ein Bergdorf in Nordwestpakistan hat sich die Zahl der
Todesopfer auf mindestens 17 erhöht. Ein höherer Beamter der
Regionalverwaltung teilte gegenüber der Presse mit, daß die
wirkliche Zahl der Toten vermutlich zwischen 20 und 25
liege. Zunächst hatte ein unbemannter Flugkörper um etwa
3.30 Uhr Ortszeit mehrere Raketen auf ein Gebäude
abgeschossen, das angeblich ein »Ausbildungslager« von
Aufständischen gewesen sein soll. Etwa eine Stunde später
folgte ein zweiter Drohnen-Angriff auf die Helfer, die
gerade dabei waren, Überlebende und Tote zu bergen.
Ziel der Angriffe war eine Ortschaft in Nordwasiristan,
einer Verwaltungseinheit der sogenannten Stammesgebiete.
Solche Aktionen der US-Truppen werden
in deutschen Medien kaum noch registriert, und selbst in den
USA hat man sich an solche Nachrichten offenbar schon so
gewöhnt, daß die Übersicht verloren gegangen ist. So
schrieb die New York Times am Mittwoch auf ihrer
Internetseite, es habe sich bei den Angriffen vom Mittwoch
um die ersten seit dem 30. Dezember, dem Tag des Anschlags
auf eine CIA-Filiale in der ostafghanischen Provinz Khost,
gehandelt. Tatsächlich
waren es jedoch schon der vierte und fünfte Angriff seit
jenem Tag. Am 31. Dezember starben vier Menschen durch zwei
Raketen, die auf ein Haus im Dorf Machikhel abgeschossen
wurden. Beim ersten Drohnenangriff des neuen Jahres wurden
am 1. Januar mindestens drei Menschen getötet, die in einem
Fahrzeug unterwegs waren. Am 4. Januar gab es mindestens
fünf Tote beim Beschuß eines Hauses im Dorf Mosaki, darunter
der Hausbesitzer, sein Sohn und sein Enkel. Der Angriff galt
offenbar dem Sohn, einem Lehrer, dem vorgeworfen wurde, er
habe Verbindungen zu »ausländischen Kämpfern« gehabt.
Im Dezember 2009 hatte es in Nordwasiristan insgesamt sieben
Drohnenattacken mit mindestens 44 Toten gegeben. Beim
schwersten der Angriffe wurden am 26. Dezember im Dorf
Saidgai mindestens 14 Bewohner getötet. Es handelte sich um
Teilnehmer eines Festessens, die aus mehreren Dörfern
zusammengekommen waren. Ziel der
US-amerikanischen Militäraktionen gegen Nordwasiristan ist
offenbar, einen Bruch des Waffenstillstands zwischen den
örtlichen Taliban und der pakistanischen Armee zu
provozieren.
Gesteuert werden die
Drohnenangriffe vom Auslandsgeheimdienst CIA.
Getötet werden dabei hauptsächlich Menschen in Wohnhäusern.
Überwiegend handelt es sich bei den Angegriffenen um
einfache bewaffnete Stammesangehörige, die mit ihren
Familien zusammenleben. Da die hinter den Drohnenangriffen
stehende Strategie hauptsächlich darauf abzielt, möglichst
viele Menschen zu töten oder wenigstens schwer zu verletzen,
nutzt die CIA gern kollektive Ereignisse aus. Das sind
hauptsächlich gemeinsame Essen aus festlichem Anlaß, oft an
religiösen Feiertagen, oder auch Beerdigungen. Auf
Nichtkombattanten, die bei solchen Ereignissen in großer
Zahl anwesend sind, wird dabei keine Rücksicht genommen.
Um ihre Ziele zu definieren, sind die
CIA-Leute auf Informanten angewiesen. Darunter befinden sich
jedoch auch solche Personen wie der Attentäter, der am 31.
Dezember in der afghanischen
Drohnensteuerungszentrale Forward
Operating Base Chapman bei
einem Anschlag sieben Agenten mit sich in den Tod riß.
Seine Auftraggeber hatten ihm so vertraut, daß er den
Stützpunkt unkontrolliert betreten durfte. Seine
Glaubwürdigkeit hatte er zuvor durch »wertvolle
Tips« erworben. Derartige Informanten benennen als
Ziele natürlich Personen, die aus Sicht ihrer politischen
Führung entbehrlich sind: Unbeteiligte, vielleicht sogar
Gegner, und gelegentlich als Bauernopfer ein paar »low level
fighter«.
Quelle: http://www.jungewelt.de/2010/01-08/034.php